Premiere: Das erste Schimmelpfennig Kolloquium

Das großartige am Wissen ist, dass man es teilen kann. Genau das haben wir in kleiner Runde am vergangenen Freitag (28.02.2020) getan. In unserem ersten Kolloquium in Berlin-

Erstes Schimmelpfennig Kolloquium

Kreuzberg haben wir gleich drei Themen diskutiert. In entspannter Runde gab es syrische Küche und das ein oder andere Gläschen Bier oder Wein hat auch nicht gefehlt. So lässt es sich diskutieren – und das haben wir ausgiebig getan.

3-D-Druck Revolution?!?

Wolfgang Kollenberg, der grade sein Buch über 3-D-Druck fertig gestellt hat, gewährte uns Einblick in das Thema. Er erforscht und entwickelt Lösungen mit 3-D-Druck bei WZR ceramic solutions GmbH. Es gibt verschiedene Verfahrensweisen im 3-D-Druck – bzw. der additiven Fertigung – welche jeweils für unterschiedliche Anwendungen und Materialien geeignet sind. Von dreidimensionalen Porträts aus Gips bis hin zu Bauteilen aus Keramik oder Metall gibt es diverse Anwendungsgebiete – für den Verbraucher als auch in der Industrie. Besonders in der Entwicklung neuer Produkte kann durch den 3-D-Druck viel Zeit und Geld gespart werden. Auch in kleineren Betrieben können mit einem 3-D

-Drucker spontan benötigte Werkzeuge oder Ersatzteile unkompliziert gedruckt werden.

Wolfgang brachte seine Gedanken auf den Punkt: „Der 3-D-Druck hat das Potenzial unsere Wirtschaft nachhaltig zu verändern und Ressourcen zu schonen. Beispielsweise können zukünftig Ersatzteile zu der Zeit und an dem Ort produziert werden, wo sie gebraucht werden. Darüber hinaus wird die individuelle Gestaltung, sei es beim Design oder bei Knochenimplantaten neue Märkte erschließen.“

Dabei stellen sich allerdings rechtliche Fragen: Wer hat die Rechte an den Daten für den 3D-Druck? Wer übernimmt die Haftung? Haben wir bald alle einen 3-D-Drucker in der Küche stehen?

Diese Frage blieben an diesem Abend offen… und gaben doch auch Anlass zum Grübeln.

Über das Grübeln

Unsere Stipendiatin Stephanie Häring stellte uns eine nicht ganz einfache Frage: Was ist eigentlich Grübeln? Sie berichtete über ihre Forschungsarbeit am AB Klinische Psychologie und Psychotherapie. Dort hat Stephanie die Zusammenhänge zwischen Grübeln und dessen negativen Affekt bei Personen mit Depression, Personen mit Borderline Persönlichkeitsstörung und gesunden Kontrollprobanden untersucht.

Bei Menschen mit Depression werden Probleme durch Grübeln nicht gelöst, sondern das Grübeln verstärkt den negativen Affekt. „Neuere Ansätze in der Wissenschaft nehmen an, dass diese Zusammenhänge nicht nur bei Depression, sondern auch z.B. bei Borderline Persönlichkeitsstörungen zu beobachten sind. Ihre Forschungsergebnisse bestätigen diesen Effekt“, erklärt Stephanie.

Was können wir daraus lernen? Primär hilft diese Erkenntnis natürlich Psychotherapeut*innen in der Therapie. Sie sollten bei ihren Patient*innen besonders auf störungsübergreifend Lösungen für Grübelprozesse achten. Hier eine Verhaltensveränderung zu bewirken kann große Fortschritte bewirken.

 

Berlin und seine Mieten

Ein drittes Thema brachte Thomas Swiderski ein: Der Mietendeckel in Berlin wurde kürzlich wirksam. Aber wird er auch wirken? Thomas hat da begründete Bedenken, die er mit uns diskutierte: „Ich kann verstehen, dass der Berliner Senat der rasanten Entwicklung der Mieten im Bereich der Neuvermietungen entgegen wirken möchte. Auch, dass eine fortschreitende Gentrifizierung nicht hingenommen werden kann.“

Aber ist der Mietendeckel dafür das geeignete Instrument? Nein! Schließlich werden potentielle Mieter nach wie vor anhand der Bonität beurteilt. In der Auswahl werden dann natürlich solvente Mieter bevorzugt. Allerdings wird dieses solvente Klientel nun deutlich günstiger mieten als zuvor. Thomas vertritt die These, dass „nur der soziale Wohnungsbau geeignet ist, um sowohl bezahlbare Mieten zu erreichen als auch der Gentrifizierung entgegen zu wirken.“ Allerdings wird, so die Prognose, auch hier  die Regelungen des Mietendeckels nicht den gewünschten Effekt haben. Es wird keine Sanierung bzw. Modernisierung im Bestand – und aus Gründen mangelnder Rentabilität auch keinen sozialen Wohnungsbau – geben. Und nun? Auch darüber haben wir kontrovers diskutiert und gegrübelt. 

Es war ein wunderbarer Abend mit intensiven Diskussionen – interdisziplinär, auf Augenhöhe und locker. Wir haben uns sehr gefreut, uns mit Euch persönlich auszutauschen. Wir wollen mehr davon.

Das nächste Kolloquium der Schimmelpfennig-Stiftung findet im Herbst 2020 statt. Meldet euch gerne frühzeitig, wenn Ihr vortragen möchtet.